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Pfiffikus

Erschienen im Februar 2012

Belletristik im 110th Verlag

chichili agency

Ebook, ca. 60 Seiten

There's no business like show business

Als Pfiffikus 1958 die Hand des Kardinals küsste, fingen gewisse Dinge an ihren Lauf zu nehmen. Die Bekanntschaft zu Don Roberto, dem Meisterproduzenten Italiens, der Einstieg ins Showbiz und die anschließende und als unaufhaltsam scheinende Karriere als Showmaster. Ein Leben auf dem Set, eingehüllt in Zigarrenrauch und Glanz und Gloria, bis zu dem Tag, als sich die Fernsehgeschichte neu schrieb. Jahre danach plant Pfiffikus sein Coming back und will all jenen Dilettanten ans Schienbein treten, welche ihn damals fallen ließen wie eine heiße Pellkartoffel.

Ein Buch über den kometenhaften Aufstieg und den tiefen Fall eines TV-Moderators einer italienischen Unterhaltungssendung in den 60ern. Jahrzehnte später plant Pfiffikus sein Comeback...

Pfiffikus ist Andreas Wielands erster, als Ebook/Epub veröffentlichter Roman. Wie alle seiner Werke zeichnet sich auch dieses durch seinen unverbrauchten Humor und dem rasanten Erzählstil aus. 

Auszug

Don Robertos Worte bebten durch die neonbeleuchteten Flure des Filmstudios und mit flinken Schritten trippelte er vorfreudig voran und rief: „Ich schwöre es! Ich schwöre es!“ Eilend waren auch die Schritte von Pfiffikus und innerlich verfluchte er dieses idiotische Herumrennen. Nicht ganz gebacken sei dieser Roberto, ein hyperventilierender Mailänderfurz, ein versnobter, hanebüchsener Egozentriker, eigentlich ein Arschloch, aber eben. Jedenfalls würde er ihm auf diese Weise keinen Eindruck machen können, dies könnte er wiederum schwören, bauchpinseln würde er ihn deswegen bestimmt nicht, diesen Tausendsassa, diesen Tatzelwurm, diese vor sich herhopsende schwabbelige Arschbacke.

„Studio 22! Studio 33! Studio %?&!! Da gehen wir hinein.“, schickte Don Roberto an und blieb kurz stehen, bis sich die Türe von selbst öffnete.

„Ruhe!“, rief ein langhaariger Mitvierziger energisch und kurz darauf: „Ton ab, Kamera läuft!“ Stumm und mit in Falten liegender Stirn betrachtete der Mitvierziger das Geschehen, das Eingeübte, das Erprobte, offensichtlich war er Charley, der Regisseur, von welchem Don Roberto Pfiffikus erzählt hatte und ungeteilt haftete dessen Aufmerksamkeit an seinen Schauspielern. Nur kurz warf er Roberto einen flüchtigen Blick zu, wohl mehr um anzudeuten, dass er ihn trotz allem wahrgenommen hatte, eine Art Respekt zollen vielleicht, nun gut, Pfiffikus würde eher an Arschkriechen oder gar Arschlecken denken, aber warum denn nicht? Kerzengerade stand Don Roberto im matten Licht neben Pfiffikus und gab sich höchst interessiert, dies allerdings kaufte Pfiffikus ihm ab, seiner Empathie war er sich schließlich bewusst, auch wenn sich diese bloß aufs Geschäftliche bezog. Nur schienen die Leute hier zu beschäftigt zu sein, um ihn gebührend zu empfangen, eigentlich hatte Pfiffikus ein großes Halali und Halalo erwartet, ein gemeinsamer Schwur auf den Erfolg, auf ihn als neues Showtalent, als Entertainer der Nation, jedenfalls konnte er ohne weiteres erkennen, was genau zu diesem Moment auf der Bühne richtig und was falsch lief und naturgemäß musste es ihn zwischen den Arschbacken und im Schritt jucken, also (was hätten denn Sie anderes getan?) lief er nachsichtslos auf Charley zu, gesellte sich sozusagen zu ihm und schrie mit kräftiger Stimme: „Stopp! Aus! Fertig! So bringt das ganze nichts!“ Und eben war er im Begriff selbst auf die Bühne zu rennen, als ihn Charley im letzten Moment am Arm packte und an sich riss. Ihn fest in beide Arme schloss und kräftig zudrückte.

Charley: „Aha, du bist also unser neues Showtalent!“ Pfiffikus schaute an die Decke, zu den Scheinwerfern, den Traversen, dann wieder hinunter und zwei Köpfe über ihm sah er in die ärgerlichen Augen von Regisseur Charley, dies in enger Umarmung.

„Ich bin dein Mann.“, pustete Pfiffikus mit hochrotem Kopf. „Ich bin Pfiffikus, Don Robertos Entdeckung! Das Tor in der 92. Minute!“ (Und wenn dieser mutierte Gorilla nicht in den nächsten drei Sekunden loslässt, werde ich ihm mit dem Schuhabsatz den Fuß zerquetschen, ihm ins Gesicht spucken und mit den Knien in die Eier treten. Erst mit dem rechten, dann mit dem linken.)

Pfiffikus: „Fertig jetzt!“ Es ist schon heiss genug in diesem beschissenen Studio %?&!!

Charley: „Du bist doch nicht von so weit hergekommen, um mir zu sagen, was ich zu tun habe!“

Pfiffikus: „Mailand hat mich verzaubert. Eine wundervolle Stadt.“

Charley: „Bist du überhaupt schon vor einer Kamera, einer laufenden Kamera gestanden?!“

Pfiffikus: „Fragen Sie mich doch lieber, ob ich gut gereist bin. Aua! Und jetzt hören Sie gefälligst auf zu drücken! Sonst fließt Ihnen das Geld durch die Hände! Durch unser aller Hände!“

Charley: „Du bist vielleicht ein Vollidiot! Kommst hier her und reißt die Fresse auf!“

Pfiffikus: „Mögen Sie Vivaldi? Antonio Vivaldi? Er lebte von 1678 bis 1741. Italienischer Geiger und Komponist, gab 340 Solokonze… .“ Mit zum Gebet gefalteten Händen drängte Don Roberto zwischen die Streithähne, die Eiferer, die Deppen, wie er es sich dachte, und drängte sie fluchend auseinander.

„Porca putana!“, schrie er in seiner Entrüstung. Und das Charley ihn loslassen soll, schließlich sei Pfiffikus noch ein dummer Junge, doch würde er es schon noch lernen, lernen müssen, die Nummer Eins allerdings würde er obgleich seiner Flausen mit Garantie werden.

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